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„Ein Akt der Solidarität“

Allgemeine News

Alle Trainings und Wettkämpfe der Südtiroler Sportvereine wurden aufgrund der aktuellen Situation abgesagt bzw. verschoben. In einem Gespräch haben wir VSS-Obmann Günther Andergassen gefragt, was er den Mitgliedsvereinen, Kindern und Jugendlichen in dieser Zeit rät, um besser mit allen umzugehen und wie es danach weitergehen wird.

VSS: Haben Sie Empfehlungen für die Mitgliedsvereine, wie sie mit der aktuellen Situation besser umgehen können?

Günther Andergassen: Mir ist bewusst, dass die aktuelle Situation auch für unsere Mitgliedsvereine und den Sport im Allgemeinen eine große Herausforderung darstellt. Dennoch muss es uns in erster Linie darum gehen, die Maßnahmen zur Eindämmung und Bewältigung des epidemiologischen Notstandes strikt einzuhalten und so einen wesentlichen Beitrag zum Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu leisten. Dies ist ein Akt der Solidarität Menschen gegenüber, die besonders gefährdet sind und gleichzeitig ein Schutz für jeden von uns. Und damit übernehmen wir gemeinsam gesellschaftliche Verantwortung, eine Verantwortung, die zu tragen wir als Sportorganisationen gewohnt sind, indem wir über das Sport- und Bewegungsangebot zur Lebensqualität der Menschen beitragen, aber in der aktuellen Situation dieses Angebot zum Schutz der Gesundheit – was paradox klingen mag - im öffentlichen Raum zurücknehmen müssen. Das Bewusstsein, in dieser Verantwortung zu stehen und sie konkret zu leben, mag uns helfen, auch diese schwierige Situation mit dem nötigen Optimismus zu bestehen. Wir sollten die Zeit nutzen, mit unseren Vereinskollegen und Mitstreitern auch darüber zu reflektieren, was im Verein gut gelaufen ist und was wir im Interesse der Gemeinschaft verbessern können. Wir können Erfahrungen darüber auszutauschen, wie wir den Sport und den Verein weiterentwickeln und für die Zukunft rüsten können. Der Sport und die Vereine werden in Zukunft noch viel wichtiger werden in ihrer Rolle als Integrationsfaktoren, als gemeinschaftsbildende Kräfte. Nicht zu vergessen das ehrenamtliche Engagement, das die Gesellschaft aber auch uns bereichert. Das sind Hoffnungsbilder und das meine ich mit Optimismus!

VSS: Wie haben Sie die Zeit zu Hause verbracht?

Andergassen: Ich genieße die Zeit mit meiner Familie. Und dann hat die Gartenarbeit auf mich gewartet, sie entspannt und macht Spaß. Die verschiedenen ehrenamtlichen Verpflichtungen ob im Sport, Gesellschaft oder Kultur nehmen auch einige Zeit in Anspruch und regen dazu an, vielleicht noch stärker über das Heute und Morgen nachzudenken, zu recherchieren und zu lesen. Sport im Zweitagesrhythmus auf dem Heimrad und anschließender Gymnastik war und bleibt eine Pflichtübung gerade in Zeiten der eingeschränkten Mobilität. Die „virtuelle“ Verbindung zu Geschwistern, Freunden und Bekannten durfte auf keinen Fall fehlen.

VSS: Was raten Sie Anderen in der jetzigen Zeit?

Andergassen: Oh, das ist eine schwierige Frage. Ich glaube, es geht in erster Linie darum, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen, die Zeit für sich und mit der Familie bewusst wahrzunehmen. Nicht zu vergessen Freunde und Bekannt und vielleicht auch Menschen, die sich’s nicht erwarten aber umso mehr freuen. Das tut auch uns gut. Auch wenn viele Fragen unbeantwortet sind, gilt es, der aktuellen Situation mit Vertrauen  und Zuversicht zu begegnen, in der Überzeugung, dass wir gemeinsam  auch diese gewiss schwierige Zeit und die Zeit danach über die gar manche „Fragezeichen“ stehen, bewältigen werden. Wir sollten miteinander und weniger übereinander reden und so gemeinsame Perspektiven entwickeln, sich gemeinsam über die Schritte danach Gedanken und Pläne machen. Es mag nicht alles gelingen, aber es macht uns handlungsfähig.

VSS: Wie hoffen Sie, geht es bald weiter?

Andergassen: Ich hoffe sehr und wünsche es uns allen, dass diese Notsituation bald überwunden werden kann. Wir müssen sie erst noch gemeinsam meistern, indem wir „Disziplin“ bewahren und uns gegenseitig helfen. Dann hoffe ich sehr, dass die Einschränkungen stufenweise und unter Berücksichtigung individueller Erfordernisse  und besonderer Bedürfnisse einzelner gesellschaftlicher Gruppen zurückgenommen werden. Der Zeit danach gilt es  mit der nötigen Vernunft und Achtsamkeit zu begegnen auch im Bewusstsein, dass Bewegung ein wesentlicher Gesundheitsfaktor ist und uns insgesamt zu stärken vermag. Ich hoffe auch, dass wir wichtige Lehren aus der aktuellen Krise ziehen und für unser Leben, für unser Gesellschaft, uns auf die wesentlichen Werte besinnen und unser Handeln in Politik, Gesellschaft und unserem Lebensalltag verstärkt danach ausrichten.

VSS: Was möchten Sie den ganzen Kindern und Jugendlichen sagen, die nicht an ihren Wettkämpfen und Trainings teilnehmen konnten?

Andergassen: Ich will ihnen sagen, dass auch ich es sehr bedauere, dass sie auf das gewohnte Training und  die Wettkämpfe verzichten mussten. Sie haben aus Rücksicht, ja aus Liebe zu ihren Eltern und Großeltern verzichtet. Das verdient Respekt! Mir ist dabei sehr wohl bewusst, dass Sport und Bewegung gerade für Kinder und Jugendliche und deren Entwicklung sehr wertvoll sind. Aber es gibt im Leben immer wieder Situationen, die eine andere Prioritätensetzung erfordern ob im eigenen Interesse oder im Interesse der Mitmenschen. Ich möchte die Kinder- und Jugendlichen anregen, den Alltag zuhause kreativ zu gestalten. Das mag sportlich-bewegt gelingen, künstlerisch mit Zeichnen oder Musik,  im Spiel mit Geschwistern und Eltern, durch Lesen, im Kontakt mit Freunden im sozialen Netz und vor allem in Vorfreude auf das Zusammentreffen mit Sportfreunden und das gemeinsame Training, das gewiss wieder kommen wird. Ich teile die Meinung der Schul-Landesdirektorin, Sigrun Falkensteiner, dass Kinder und Jugendliche - ja wir alle – auch zuhause ganz wesentliche Dinge für das Leben lernen, in dieser besonderen Situation vielleicht sogar die wichtigsten. Gemeint sind die Werte des  Füreinander-Daseins, der Rücksichtnahme oder Zeit für Dinge zu gönnen, die einem besonders wertvoll sind und dabei sich selbst zu finden.

VSS: Was empfehlen Sie den Mitgliedsvereinen für die Zeit nach der Corona-Krise?

Andergassen: Unsere Mitgliedsvereine möchten sich darauf einstellen, dass unmittelbar nach der Corona-Krise der übliche Sportbetrieb mit Training und Wettkämpfen nicht einfach fortgesetzt werden kann. Die Fortsetzung der Meisterschaften wird so nicht möglich sein. Es wird in erster Linie darum gehen, die Kinder und Jugendlichen mit einem vernünftigen und fachlich begründeten Plan wieder „sportlich“ fit zu machen, ihnen Spaß an der Bewegung zu vermitteln und über den Sport wieder Teamgeist erleben zu lassen. Im Prinzip geht es  darum, die Zeit nach der Corona-Krise mit dem Fokus auf und im Interesse der Kinder und Jugendlichen aber auch ihrer Familien zu bewerten und bestmögliche Lösungen zu finden.

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