„Exekutive Funktionen haben eine große Auswirkung auf unser Leben“, davon ist Sabine Kubesch überzeugt. Die hochkarätige Sport- und Neurowissenschaftlerin vom Institut Bildung plus war auf Einladung des Verbands der Sportvereine Südtirols (VSS) am Mittwoch, dem 24. Juli 2013, zu Gast beim Südtiroler Sportforum Mals. In zwei Vorträgen und einem Praxisworkshop brachte sie dabei den Interessierten die Themen „Neuronale Grundlagen zum Lernen“ und „Bedeutung und Förderung exekutiver Funktionen“ näher.
Anhand verschiedener Modelle und Studien aus der Neurowissenschaft erklärte Kubesch dabei zunächst wie welche Grundlagen das Lernen beeinflussen. Spezielle motorischen Fertigkeiten erlernt man z.B. durch das häufige Wiederholen und Üben. „Rund 10.000 Stunden an Übung bedarf es nach einer Studie von Levitin aus dem Jahr 2006 etwa, um etwas professionell zu beherrschen“, nennt die Wissenschaftlerin nur ein Beispiel. Ebenfalls interessant: Um möglichst effektiv zu lernen soll man jeweils nur eine Sache lernen und diese dann einige Stunden lang ruhen lassen, erst dann sollte eine zweite Lernübung dazukommen. „Besonders effektiv merkt sich unser Gehirn jene Dinge, die wir kurz vor dem Schlafengehen lernen. Denn im Schlaf wird immer die zuletzt eingegangene Information verarbeitet“, so Kubesch weiter.
Eine große Bedeutung auf das Lernergebnis haben auch die exekutiven Funktionen, zu denen Kubesch das Arbeitsgedächtnis, die Inhibition (Ausschalten von Störeffekten) und die kognitive Flexibilität zählt. Diese exekutiven Funktionen sind bei sportlichen Menschen besser ausgeprägt als bei Bewegungsmuffeln. „Studien haben gezeigt, dass exekutive Funktionen – vor allem aber nicht nur in der Mathematik – manchmal wichtiger für den Lernerfolg sind als beispielsweise der IQ“, so die Sport- und Neurowissenschaftlerin.
Dass aber auch die exekutiven Funktionen zunächst trainiert werden müssen, wurde den Teilnehmern spätestens beim Praxisworkshop klar. Im Anschluss an die beiden Vorträge ging es nämlich darum, das eben Gelernte in der Praxis anzuwenden. Bei Bewegungs- und Ballspielen wurden dabei Arbeitsgedächtnis, Inhibition und kognitive Flexibilität auf eine harte Probe gestellt. „Auch Spitzensportler nutzen ähnliche Übungen um beispielsweise komplexere Spielzüge einzuüben“, erklärte Kubesch dabei. Im Gespräch mit VSS-Obmann Günther Andergassen unterstrich sie allerdings auch: „Es muss nicht Spitzensport sein auch der Breitensport hat einen äußerst positiven Effekt auf die Lernfähigkeit und selbstverständlich auch auf die Gesundheit.“