„Fair Play“ ist nicht nur auf dem Spielfeld wichtig, sondern auch abseits. Der Verband der Sportvereine Südtirols (VSS) beleuchtet deshalb das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. Mit einer Plakataktion an Bushaltestellen, einem eigenen Sportfest und der Sensibilisierung von Kindern, Eltern und Betreuern bei den Landesmeisterschaften unter anderem durch mehr als 5000 T-Shirts mit dem Aufdruck „Fair Play“ hat der VSS auf sein Jahresmotto aufmerksam gemacht. Nächster Höhepunkt ist nun am 21. November eine Fachtagung in der EURAC mit hochkarätigen Experten, die ab 19 Uhr unterschiedliche Aspekte des „Fair Play“ thematisieren werden.
Sport als Kulturgut oder als Geschäftemacherei?
Den Anfang macht Toni Innauer. Der heute 56-Jährige Olympiasieger und Weltmeister im Skispringen studierte Psychologie, Philosophie und Sport, arbeitete danach in den verschiedensten Bereichen des Sports – von der Tätigkeit als Journalist bis hin zum Rennsportdirektor für Skispringen und Nordische Kombination im ÖSV – und ist heute Referent, Seminarleiter, Universitätslektor, Journalist und Berater. In seinem Kurzreferat geht Innauer der Frage nach, ob Spitzensport als Kulturgut geschützt werden kann oder ob er längst nur noch Spielwiese skrupelloser Geschäftemacher ist. Dabei stellt der Olympiasieger fest: „Alles ist heute kommerzialisiert und der Zweck heiligt die Mittel, warum sollte der Leistungssport, eine Ausnahme sein?“ Gerade in einem begeisterungsgeladenem Umfeld wie dem Spitzensport sichert nur dauerhafter Erfolg die Möglichkeit auch in der Gesellschaft nach oben zu kommen. „Die Versuchung durch Regelüberschreitung wie Manipulation oder Doping "nachzuhelfen" ist groß und in einigen Branchen Part of the Game“, weiß auch Innauer. Trotzdem hat er eine interessante These: „Spitzensport spiegelt heute die Welt des globen Wirtschaftens, hat aber ursprünglich anspruchsvolle Spielregeln – als Gegenentwurf zur Alltagswelt – entwickelt und könnte eine symbolische Leitfunktion für fairen wirtschaftlichen Wettbewerb liefern.“ Wie Innauer diese Möglichkeit einschätzt erklärt er am 21. November ab 19 Uhr in der EURAC.
Doping im Spitzensport
Aus einem anderen Blickwinkel nähert sich Jörg Jaksche dem Thema „Fair Play“. Der Deutsche gehörte zu den Radprofis, die im Mai 2006 in den Dopingskandal rund um den Arzt Eufemanio Fuentes verwickelt waren. Mit seinem Geständnis, jahrelang systematisch gedopt zu haben, war Jaksche 2007 einer der ersten Kronzeugen in Sachen Doping. Ein Comeback nach Ablauf seiner Dopingsperre gab er 2011 nach eigenen Angaben deswegen auf, weil sich „doch nichts geändert hat in der Radsportszene“. Mittlerweile hat sich der 38-jährige in Kitzbühel niedergelassen und vor kurzem das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Leopold Franzens Universität in Innsbruck erfolgreich abgeschlossen. In der EURAC referiert der Wahltiroler im Anschluss an Toni Innauer über seine eigenen Erfahrungen und folgerichtig über das Thema „Doping im Spitzensport – Eine Karriere in einer dopingbelasteten Sportart“.
Das Abschlussreferat hält Lars Mortsiefer: Der Deutsche ist seit Anfang 2011 Chefjustitiar der Nationalen Anti Doping Agentur Deutschlands (NADA) und leitet das Ressort Recht. Im September 2011 wurde er zudem vom Aufsichtsrat der Stiftung zum hauptamtlichen Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der NADA berufen. Seit 2013 leitet der erst 35-Jährige die Legal Expert Group des INADO, einem Dachverband für 45 nationale Anti-Doping-Organisationen. Er beleuchtet das Thema Doping aus Sicht der Fahnder: „NADA – für saubere Leistung / Die Arbeit der Nationalen Anti Doping Agentur Deutschlands“.
Podiumsdiskussion mit Sportvertretern
Im Anschluss an die drei Impulsreferate folgt eine Podiumsdiskussion mit bekannten Südtiroler Sportvertretern. Unter der Moderation von Josef Bernhart diskutieren die ehemalige Skispringerin Lisa Demetz, der Sportpsychologe, Outdoor- und Mentaltrainer Valentin Piffrader und der Fußballtrainer Stefan Gasser über die unterschiedlichen Aspekte des Fair Play im Sport.