Der Skisprung-Olympiasieger aus dem Jahr 1980, Toni Innauer, sprach vor mehr als hundert Sportinteressierten über seine eigene Karriere als Sportler, Trainer und Sportfunktionär als auch über den wirtschaftlichen Aspekt des Fair Plays. In seinem Impulsreferat widmete er sich der spannenden Frage ob Spitzensport als Kulturgut geschützt werden kann oder ob er längst nur noch Spielwiese skrupelloser Geschäftemacher ist. „Wir sind im Leistungssport heute vielfach leider schon so weit, dass er Spielwiese einiger erfolgsneurotischer Macher ist, die nicht mehr die Yacht als schönstes Spielzeug sehen, sondern eben beispielsweise einen Fußballclub“, fällt Innauers Fazit ernüchternd aus. Den Sport an sich, sieht der gebürtige Vorarlberger aber vor allem als Medium zur Persönlichkeitsentwicklung und als Spiegel der Gesellschaft: „Man muss Fehler machen dürfen, um das richtige Gespür zu bekommen. Das gilt im Sport genauso wie in der Musik und generell im Leben.“ Ob sich der Leistungsdruck im Sport jemals ändern wird, sieht Innauer skeptisch: „Solange eine Gruppe an der Jetzt-Situation profitiert, wird sie einen Teufel tun, etwas daran zu ändern, egal ob der Status Quo schmutzig ist oder nicht. Interessant wird es erst, wenn finanzielle Einbußen und schlechte Presse drohen.“
Einen anderen Aspekt des Fair Play beleuchtete Jörg Jaksche. Der Deutsche gehörte spätestens nach seinem Sieg beim Radklassiker Paris-Nizza 2004 zu den großen deutschen Radsporthoffnungen. Knapp zwei Jahre später war die Karriere des heute 38-jährigen nach Verwicklungen in einen Dopingskandal aber vorbei. „Der Profiradsport war zu meiner Zeit eine in sich geschlossene Gesellschaft. Wenn man, wie ich, gegen einen Teil dieser Gesellschaft aussagt und Namen nennt, dann ist man auch nicht mehr Teil davon“, erklärte Jaksche im Rahmen seines autobiografischen Impulsreferats zum Thema „Doping im Spitzensport - Eine Karriere in einer dopingbelasteten Sportart“. Ob sich das bis heute geändert hat, bezweifelt Jaksche: „Im Prinzip ist es ganz einfach im Radsport. Es geht darum mit möglichst wenig Körpergewicht möglichst viele Watt zu treten und das nicht ein- oder zweimal, sondern an bis zu 200 Tagen im Jahr.“ Die Höhenmeter während einer Tour de France entsprechen beispielsweise dem gleichen Wert, wie wenn man 35 Mal auf den Kronplatz fahren würde. Das Problem sieht der Deutsche vor allem im System: „Sportler werden an den Pranger gestellt, aber es gibt bis heute keinen einzigen Teammanager der belangt wurde.“
Lars Mortsiefer kennt dieses Problem ebenfalls sehr genau, schließlich ist der Deutsche seit Anfang 2011 Chefjustitiar der Nationalen Anti Doping Agentur Deutschlands (NADA). In der Eurac sprach er über seinen Aufgabenbereich. „Wir wollen bei der Jugend ansetzen, also aufklären und präventiv tätig werden. Bei den Erwachsenen hilft meiner Meinung nach vor allem Abschreckung durch hartes Vorgehen und hohe Strafen.“ Dabei würde eine weltweit vergleichbare Vorgehensweise helfen, diese ist bis heute aber noch nicht erreicht worden. Doch Mortsiefer bleibt optimistisch: „Der World Anti Doping Code entwickelt sich ständig weiter, ist flexibel und wird auch in den nächsten Jahren noch besser funktionieren.“ Das Wichtigste sei aber die Einstellung. „Sport ohne Doping ist das Normale und nicht die Ausnahme, das müssen wir unseren Jugendlichen begreifbar machen. Dazu braucht es die Vorbildfunktion von uns allen“, so Mortsiefer.
Interessante Gedanken rund um das Thema „Fair Play“ gab es bei der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Moderator Josef Bernhart mit den Referenten sowie der ehemaligen Skispringerin Lisa Demetz, dem Fußballtrainer Stefan Gasser und dem Sportpsychologen Valentin Piffrader. „Wir müssen den Hebel in der Jugend ansetzen, dort muss Fair Play noch präsenter werden“, erklärte etwa Gasser und erntete damit den Applaus aller. Piffrader ergänzte: „Wir müssen auch den Prozess und nicht nur das Ergebnis in den Mittelpunkt stellen, gerade bei Kindern und Jugendlichen.“ Schließlich könne es durchaus sein, dass man sich persönlich und als Team weiterentwickelt habe, die Ergebnisse aber noch nicht dem der anderen entsprechen würden. „Wir müssen als Trainer nicht nur die Besten, sondern alle Kinder fördern“, lautete das Fazit Piffraders.